Struktur, Eigenschaften und Ursprung des Diamanten
Ein Diamant besteht aus reinem Kohlenstoff.
Seine außergewöhnlichen Eigenschaften verdankt er seiner Kristallstruktur, d. h. der Art und Weise, in der sich die verschiedenen Atome im Raum verteilen. Jedes Atom sitzt im Zentrum eines Tetraeders, der seinerseits von den vier nächsten Atomen gebildet wird; die verschiedenen Tetraeder sind untereinander gebunden und bilden einen Würfel, der die strukturelle Einheit (oder Elementarzelle) des Diamanten darstellt.
Die chemische Bindung zwischen den einzelnen Atomen ist sehr stark (rein konvalent). Dadurch erklärt sich die besondere Festigkeit des Diamanten und seine einzigartige Härte, die auf der Mohsschen Ritzhärteskala an zehnter (und höchster) Stelle steht. Obwohl der Diamant das härteste Mineral ist, das in der Natur vorkommt, ist er zugleich sehr spröde. Wird er auf Schlag beansprucht, spaltet er sich, und zwar genau entlang der Fläche eines Oktaeders. Der Rohdiamant kann farblos, blau, rot, gelb oder grün sein (die wertvollsten Steine sind die blauen Diamanten) und weist meistens oktaedrische, hexakisoktaedrische oder kubische Kristalle auf. Diese sind oftmals als Zwillingskristalle ausgebildet (also miteinander verwachsen) und haben gerundete Flächen. Der hohe Lichtbrechungsindex und die hohe „Dispersion“ (unterschiedliche Streukraft des Lichtes bei den verschiedenen Farbtönen) bestimmen das „Feuer“ des Diamanten - ein reiches Licht- und Farbenspiel, durch den richtigen Schliff noch unterstrichen, steigern seinen Wert.
Es gibt zwei Arten von Diamantlagerstätten: Primärlagerstätten, in denen der Diamant in das „Muttergestein“ Kimberlit eingebettet ist und Sekundärlagerstätten (alluviale Lagerstätten), wo sich die Gemme in Sand- und Geröllablagerungen befindet.
Doch wie entsteht ein Diamant? Darüber herrscht noch immer Unklarheit. Erfahrungen in der Kristallzüchtung von Diamanten (künstliche Herstellung) haben gezeigt, dass zur Bildung des Minerals ein Druck von etwa 30.000 Atmosphären erforderlich ist. Derartige Drücke herrschen jedoch ausschließlich im Erdinneren in beträchtlichen Tiefen ab 100 km. Somit muss die Kristallisation des Diamanten in der Zone des Oberen Mantels stattfinden, also weit unter der Erdkruste. Es wird daher angenommen, dass der Aufstieg zur Oberfläche durch starke Vulkaneruptionen erfolgt, die für die Entstehung der sogenannten „Diamantschornsteine“ verantwortlich sind. Es handelt sich hierbei um säulenförmige Steinschlote in Trichterform, die in Südafrika, Tansania, Angola und Sibirien zum Vorschein kommen. Die indischen, brasilianischen und namibischen Lagerstätten hingegen sind alluvialen Ursprungs: Die Diamanten werden mit Sand- und Kiesmassen über die Flüsse weitergeschwemmt.
Die größten Diamantvorkommen Namibias befinden sich in der Küstengegend unweit der Mündung des Oranje-Flusses und in Richtung Norden bis nach Lüderitz. Dies gibt Anlass zu der Hypothese, dass der Fluss sozusagen als „Förderband“ diente. Er spülte Gestein, das von der Oberfläche der diamantführenden Kimberlitschlote im Inneren des Kontinents (aller Wahrscheinlichkeit nach aus Botswana oder aus dem Transvaal) abgetragen wurde, in Richtung Meer. Die Erosion hat vermutlich im Eozän (vor 38 – 58 Millionen Jahren) infolge der Desertifikation des Gebietes begonnen. Eine andere Hypothese hingegen geht von einem submarinen Ursprung der Lagerstätten aus. Hiernach wurden die Diamanten von Meeresströmungen an die Küste gespült. Untersuchungen des Meeresgrundes führten jedoch nicht zu Ergebnissen, die diese Theorie stützen könnten.
Was ist ein Industriediamant?
Ein Industriediamant ist ein natürlicher Diamant, der nicht als reiner Schmuckstein Verwendung findet, sondern zu industriellen Zwecken eingesetzt wird. Das in den Diamantlagerstätten gewonnene Gestein wird sorgfältig aussortiert. Große und qualitativ hochwertige Steine, die jedoch Imperfektionen aufweisen, werden als Steine vom Typ „Boart“ klassifiziert. Diese stellen den größten Teil der Naturdiamanten dar, die in der Industrie eingesetzt werden. Sie werden dann zu Diamantkörnern und Diamantpulver verarbeitet und stehen somit dem Markt für verschiedenste Einsatzmöglichkeiten zur Verfügung.
Was ist ein synthetisch hergestellter Industriediamant?
Der französische Chemiker Henri Moissan (1852 – 1907) erhielt 1906 den Nobelpreis für die Entdeckung des synthetischen Diamanten. Dies war ihm gelungen, indem er nach besonderen Verfahren amorphe Kohle sehr hohen Temperaturen und Drücken ausgesetzt und somit dieselben Umweltbedingungen geschaffen hatte, die zur Bildung von Naturdiamanten erforderlich sind.
Mit dieser Produktionsmethode wird heute etwa 80 % der weltweiten Nachfrage an Industriediamanten gedeckt.
Verschiedene amerikanische, russische, europäische und japanische Unternehmen bieten heutzutage eine breite Produktpalette von synthetisch hergestellten Diamanten an, die auch höchsten technologischen Anforderungen genügen können.